Diskussionsforum des Thomas-Morus-Vereins, dem Freundes- und Förderkreis der KjG im Bistum Fulda

So, nun doch: pastoraler Prozess wie befürchtet...

#1 von Uli Simon , 04.03.2012 20:31

Kirche im Aufbruch

Pastoraler Prozess - dieser Begriff bezeichnet den Weg des Bistums Fulda in die Zukunft, für den Bischof Heinz Josef Algermissen den Anfang gesetzt hat. Den Hintergrund dafür bilden die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, die sich in vielfältiger Form auf das kirchliche Leben in der Diözese Fulda auswirken. Dieser grundlegende Wandel wird zunächst greifbar in der zurückgehenden Zahl von Hauptamtlichen, daneben auch in den geringer werdenden finanziellen Mittel, ganz grundlegend jedoch im tiefgreifenden - auch demographisch bedingten - Wandel der Gemeinden; all dies gibt den Anlaß und die Notwendigkeit, sich von Altem zu lösen und Neues zu wagen. Die Pfarreien stehen somit vor der Aufgabe stärker als bisher zusammenzuarbeiten, die pastoralen Aufgaben neu zu organisieren und auch gemeinsame Projekte durchzuführen, z.B. im Bereich der Gottesdienste, der Sakramtenkatechese aber auch in der Sorge für Menschen in Not. Konkret heißt das, dass in Zukunft nicht mehr allein in Pfarrgemeinden als kirchlicher Organisationsstruktur gedacht wird. Nach einem längeren Dialogprozess werden daher im Jahr 2006 zu diesem Zweck aus den 250 Pfarreien 48 Pastoralverbünde gebildet. Die Pfarreien verlieren dabei nicht ihre Eigenständigkeit - ihre Strukturen (Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat der Kirchengemeinde) bleiben unangetastet, aber sie werden in Zukunft in den Pastoralverbünden verbindlich zusammenarbeiten. Ein Pastoralverbund ist demnach ein Zusammenschluß selbständiger bleibender Pfarrgemeinden, sozusagen ein Organismus aus lebendigen Gliedern. Im Pastoralen Prozess geht es ganz wesentlich darum, Menschen neu für Jesus Christus und sein Evangelium zu gewinnen. Neben den Strukturen, die den Veränderungen versuchen gerecht zu werden, gilt es daher die Herausforderungen in geistlicher Perspektive anzugehen. Dazu gehört auch, sich neu über das Fundament unseres Christseins aber auch der Kirche zu vergewissern.

Quelle: www.bistum-fulda.de

 
Uli Simon
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RE: So, nun doch: pastoraler Prozess wie befürchtet...

#2 von Uli Simon , 04.03.2012 20:58

Am Donnerstag haben die Gremien der Pfarrei Heilig Geist Großauheim erfahren, dass die Pfarrei zum 1.10.2012 aufgelöst und der Pfarrei St. Jakobus Großauheim zugeschlagen wird.

Fast 45 Jahre alt ist meine Heimatpfarrei - und um eine solche Nachricht zu überbringen, machten sich nicht etwa der Bischof, auch nicht der Generalvikar und auch nicht der Seelsorgeamtsleiter auf den Weg in den fernen Süden des Bistums, sondern Christof Steinert durfte mal wieder die schlechten Nachrichten überbringen.

Uns allen war klar, dass die Pfarrei Heilig Geist in absehbarer Zeit nach St. Jakobus kommt - aber zu erfahren, dass die Gemeinde nun sieben Monate Zeit hat, um sich abzuwickeln, hat Unverständnis, Wut und Trauer erzeugt. Wir haben einen neuen PR gewählt - wozu? Wir waren uns im klaren darüber, dass das der letzte PGR von Heilig Geist sein würde - aber so????

Dies alles geschieht nach dem, was am Donnerstag verstanden wurde, aus dem Grund, dem neuen Pfarrer in Großauheim, der seinen Dienst am 1.8.2012 antreten soll, und auf den wir uns sehr freuen, "geordnete" Verhältnisse zu übergeben.
Warum es dazu der Auflösung von Heilig Geist bedarf, weiss ich nicht.

Seit fast zwei Jahren ist die Pfarrstelle in Großauheim unbesetzt, und anscheinend war niemand zu finden, der die Gemeinde St. Jakobus so übernimmt, wie sie ist. Die Umstände des Weggangs von Pfr. Dehm haben sicher nicht dazu geführt, dass die Stelle begehrt war - aber auch in Fritzlar war es möglich, die Stelle schnell wieder zu besetzen. Da bat der Bischof darum, hier wurde immer auf nicht vorhandene Bewerbungen verwiesen. Warum ging eine Versetzung nach Auheim nicht und nach Fritzlar schon? Warum wurden nicht die gleichen Massnahmen angewendet? Und war/ist die Auflösung meiner Pfarrei eine Voraussetzung dafür, dass wir die Gnade erfahren, wieder einen Pfarrer zu bekommen? So kann das nicht sein...

Im Vorfeld der Entscheidung ist kein Gespräch mit den Gremien von Heilig Geist gesucht worden - vielmehr wurde noch Ende letzten Jahres bei sich bietender Gelegenheit explizit nicht über dieses Thema gesprochen. Wenn Bistumsleitung da mal mit offenen Karten gespielt hätte, dann wäre vielleicht ein Dialog oder eine Lösung zu erarbeiten gewesen. Vielen Dank, liebe Herren in Fulda, für Euer Vertrauen in uns in Auheim!

So passiert eben wieder das, was wir aus dieser Kirche kennen und womit letzlich doch zu rechnen war, und was vor 10 Jahren von Bischof Algermissen natürlich NIE GEWOLLT war: Entscheidungen werden ohne Diskussion getroffen und verkündet, und es spielt keine Rolle, wie sich Ehrenamtliche damit fühlen, was sie zu sagen haben und was das für sie bedeutet. Wertschätzung dessen, was in meiner Gemeinde passiert und was dort an ehrenemtlicher Arbeit geleistet wird, sieht anders aus!

Einen "Brief der Hoffnung" mussten die Gremien bis zum 1. Adventssonntag in Fulda abgeben - wofür? Es gab nie eine Reaktion auf unseren Brief - nun ist auch klar, warum: ist ja nicht mehr nötig!

So, das war es fürs erste, aber bestimmt nicht für's letzte!


 
Uli Simon
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RE: So, nun doch: pastoraler Prozess wie befürchtet...

#3 von Uli Simon , 05.03.2012 00:00

Noch was vergessen:

..und wenn man so vorgeht, dann dürfen sich die Herren in Fulda nicht wundern, wenn die Gemeinden dann aus Trotz noch all das schöne Geld ausgeben, das sie haben, um wenigstens "schön zu sterben". Könnte man sicher auch verhindern, wenn man mal echt auf Augenhöhe sprechen würde, aber diese immerwährende Ankündigung, das zu tun, und die dummen Sprüche von der Wichtigkeit der Ehrenamtlichen sind eben nur Blabla...


 
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RE: So, nun doch: pastoraler Prozess wie befürchtet...

#4 von Christof , 05.03.2012 22:46

Lieber Uli,
ich kann in vielem deine erste Verwunderung verstehen, doch wäre es gut bei dieser Veränderung, die der Zusammenschluss von zwei Gemeinden eines Stadtteils von Hanau nämlich "Auheim" ist auch den Werdegang und mögliche Gründe zu betrachten. Der PGR beider Gemeinden bleibt im Amt und wird die nächsten Jahre die zusammengeführte Gemeinde gemeinsam gestalten, begleiten, .... . Da ich schon am Donnerstag ermahnend vom anwesenden Rechtsanwalt Dr. Komo darauf hingewiesen wurde ich sollte "vorsichtig sein was ich sage" kann und werde ich keine detaillierten Aussagenn hier schriftlich fassen, bin aber gerne bereit bei Gelegenheit Gründe und Argumente für die gewählte Vorgehensweise mitteilen.
Zur Pfarrbesetzung bzw. Administration kann ich folgendes sagen, es gab eine erste Besetzung mit Pfr. Th. Kremer, die leider aus untershiedlichen Gründen mißlang,
Ferner gabe es die Überlegung den Pastoralen Prozess in der From ernst zu nehmen, dass mit einem leitenden Pfarrer: P. Martin Pfeiffer ofm und zwei weiteren Priestern (P. Daniel u. Pfr. Zielinski) sowie von 2 Gemeindereferentinnen und 1 Gemeindeass. über ein Jahr ausprobiert wurde wie eine Koopration der Gemeinden mit bestehenden Räten funktioniert und ob dies eine belastbare und mögliche dauerhafte Lösung sein könnte. Nun verrat ich kein Geheimnis wenn ich darauf hinweise, dass die eine Pfarrgemeinde zwar das Patrozinium des Hl. Geist trägt, der selbe aber in dem Handeln der Verantwortlichen in PGR und stv. VWR doch scheinbar fehlte...
Siehe Gen 11, 4ff. . Nachdem Pfr. Dehm, Kpl. Waida, z.T. Pfr. Kremer, P. Martin, Gemeindereferentinnen u.a. ihre besonderen Erfahrungen bzgl. Inforamtion und Kooperation mit unzureichend geführten ehrenamtl. Vorstandsmitgliedern der Gremien gemacht haben, machen wir jetzt das was ALLE für grundsätzlich richtig halten (so die verschiedensten Wortmeldungen des Abends) nur etwas zügiger. Im übrigen bin ich, sind wir auch für zeitliche Varianten offen.
... frag 100 Katholiken was das wichtigste ist und sie werden sagen, die Hl. Messe.
frag 100 Katholiken, was das wichtigste in der Hl. Messe ist und sie werden sagen die 'Wandlung und das teilen des Brotes,
sag 100 Katholiken, dass das wichtigste im Leben die Wandlung und das Teilen ist, und sie werden sich entrüsten und empören (frei nach L. Zenetti),

Lieber Uli, soweit - und dabei habe ich das Thema Kindergarten Hl. Geist noch nichtmal angerissen ...

soweit mein Blabla... ich finde es schade, wirklich engagierte Freiwillige brüskiert zu haben, finde es aber notwendig "machtvolle Seilschaften" in einen neuen Rahmen zu bringen!

Gruß Christof

Christof  
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RE: So, nun doch: pastoraler Prozess wie befürchtet...

#5 von Achim Reusswig , 17.03.2012 10:07

Was schreibe ich denn als noch-Heilig-Geister dazu in einem Forum des Thomas-Morus-Vereins, ohne zu sehr meine persönliche Betroffenheit in den Vordergrund zu stellen? Immerhin, wenn die (katholische) Kirche unter Hinweis auf die Sachzwänge über lokale Befindlichkeiten und Einzelschickssale im Interesse der Effizienz des Ganzen hinweggehen "muss" (alternativlos?!), unterscheidet sie sich ja nicht groß vom Rest der Gesellschaft. Und da wollten wir sie ja immer haben, am Zahn der Zeit, mitten in der Welt. Fusion, Merger ist zeitgemäß, und schnell muss es ja auch immer gehen.

Ja, Christof, der Zenetti. Nach meinem subjektiven Sprachgefühl kommt Wandel übrigens im Wesentlichen von innen heraus. Diesbezüglich konnte ich dem pastoralen Prozess tatsächlich Gutes abgewinnen und habe mit Blick auf St. Christopherus positive Entwicklungen und zukunftsweisende Ansätze gesehen. Aus meiner Sicht wurden bereits Aktivitäten in sinnvollem Rahmen zusammengeführt (ohne Verfügung) und es gab Aufbrüche, ganz neue Aktivitäten - etwa thematische Gottesdienste für bestimmte Zielgruppen - die es vorher gar nicht gab. Zugleich wurde respektiert, dass man den Mitgliedern dreier nunmal völlig unterschiedlicher Gemeinden die Möglichkeit gab, ihre eigene Identität innerhalb des neuen Ganzen zu bewahren. Für die Gemeinde Heilig Geist, die gerade zum ersten Mal überhaupt in ihrer Geschichte einen tiefgreifenden Generationswechsel mitmacht, nachdem Gründerpfarrer und Gründerehrenamtliche nun nicht mehr da sind, erfordert das schon viel Wandel und das ist auch gut so. In Heilig Geist ist überhaupt nicht das Thema, dass alles bleiben soll, wie es war. In Heilig Geist war das Thema der letzten Jahre, ob überhaupt etwas bleiben wird. Für die Beantwortung dieser Frage war der pastorale Prozess aus meiner Sicht der richtige Rahmen. Aber nun wird all jenen, die sich eben diesen Wandel stellen wollten und wollen, die Gemeinde dicht gemacht. Der pastorale Prozess wird für Heilig Geist hier abgebrochen, per Dekret von oben. Das erfodert nicht Bereitschaft zum Wandel, sondern Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Mobilität. Und nicht so viel Sentiment, bitte.

Es juckt mich noch in den Fingern, auf die Herausforderung des Gen 11,4ff einzugehen, aber das ist ja kein Kirchturmforum hier. Obwohl mir das Spaß machen würde und ich da einiges mehr zu schreiben hätte. Aber: dieses Thema und die vielleicht ärgerlich anstrengenden Auseinandersetzungen mit "unzureichend geführten Ehrenamtlichen" bieten doch nicht ernsthaft den Anlass, einen so weitreichenden und endgültigen Eingriff vorzunehmen, zumindest, wenn man als sein Gegenüber die Gemeinde als Ganzes ernst nimmt.

Beste Grüße
Achim

 
Achim Reusswig
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